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WEGLAUFEN INS NICHTS | Weg-/Hinlauftendenz minimieren
Alten/Krankenpflege |
Weglauf-/Hinlauftendenz bei Pflegebedürftigen möglichst verhindern
1. Frage „Warum?“. Hinter jeder Weglauftendenz ist eine Geschichte, sowohl eine positive wie auch eine negative, die den Pflegebedürftigen zum Weglaufen führen. Versuchen Sie aus der Biografie, aus Gesprächen mit Pfelgebedürftigen selbst, mit Angehörigen und Bekannten diese Geschichte herauszubekommen, um entsprechend zu reagieren. Es trifft besonders die Menschen, die ohne Grund weglaufen, in keine bestimmte Richtung oder Ort.
2. Frage „Was?“. Ein Wort, eine Sache oder bestimmte Menschen können Erinnerungen auslösen, die zur Weglauftendenz führen. Vielleicht passiert es bei bestimmten Ereignissen oder zu bestimmten Tageszeiten. Jedes Merkmal kann näher zu der Ursache führen.
3. Die Frage „Wohin?“. Wohin will der Pflegebedürftige weglaufen, zu welchen Orten oder auch zu irgendwelchen Veranstaltungen. Hier hilft das Gespräch mit der Person selbst sowie auch mit Angehörigen, Pflegenden etc.
Es sollen möglichst alle Orte herausgefunden werden, wo er sich aufhalten könnte, um ihn schnell wieder zu finden.
4. Die Frage „Wer?“. Zu wem möchte der alte Mensch immer, zu der Person die schon verstorben ist oder die noch lebt? Wenn es um eine Person geht, die noch lebt, dann macht es vielleicht Sinn um häufigere Besuche zu bieten oder ihn zu dieser Person als Gast zu bringen. Sinnvoll wäre es, zu den Zeiten zu kommen, wo die Weglauftendenz besonders stark ist. Darum ist es wichtig festzustellen, wann das ist (siehe Punkt 2).
Wenn die Person schon verstorben ist, überprüfen Sie, ob es etwas bringt darüber zu erzählen oder einen Friedhofsbesuch zu organisieren. Oft wird es die Weglauftendenz nur verschärfen.
5. Oft geht der alte Mensch dahin, wo er zuletzt gewohnt hat oder zu jemandem, der ihm sehr viel bedeutete und verstorben ist. Der Grund dafür kann daran liegen, dass es keine Möglichkeiten oder Zeit zum Abschied gegeben hat und innerliche Konflikte durch einen Abschied gelöst werden konnten.
Geben Sie die Möglichkeit diese innerlichen Konflikte zu lösen. Fahren Sie zu dem Ort, wohin er/sie möchte, lassen Sie Zeit, auch Zeit allein zu sein mit den eigenen Gedanken und dem besuchten Ort.
6. Nimmt der alte Mensch irgendwelche Sachen mit, ohne die er gar nicht weggehen würde? Dann ist es vielleicht sinnvoll, diese Sachen, zu den Zeiten, wo ein Weglaufen vorhersehbar ist, wegzunehmen, und dann lieber suchen zu lassen, als zu versuchen, ihn aufzuhalten. Wenn Sie für immer die Sache wegnehmen, dann wird wahrscheinlich ein Ersatz gefunden, oder man verzichtet darauf überhaupt. Doch dann haben Sie diesen „Hebel“ nicht mehr, womit das Weglaufen gestoppt werden kann.
7. Da das Weglaufen des Pflegebedürftigen meistens auf Erinnerungen aus der Vergangenheit basiert, genügt es, die Problematik mit dem Weglaufen zu lösen. Die Umgebung oder zumindest das Zimmer, so gestalten oder umbauen, wie es in seinen/ihren letzten Lebensjahren gewesen ist. Natürlich soll es zuerst mit dem Pflegebedürftigen abgesprochen werden, allein deswegen, weil nur er sagen kann, was ihm fehlt oder gefallen würde.
8. Es wird oft versprochen mit dahin zu gehen oder zu fahren, wohin er/sie ständig wegläuft, aber es wird nicht getan in der Hoffnung, dass das vergessen wird. Manchmal klappt es, manchmal auch nicht, es hängt immer von dem geistigen und psychischen Zustand des Pflegebedürftigen ab. Doch besser ist es, auch von menschlicher Seite, wenn man Versprochenes erfüllt.
9. Es ist nicht immer einfach irgendeine Alternative für das Weglaufen zu finden oder anzubieten, und trotzdem, vielleicht wird es der Fall, der gerade das Weglaufen verhindern wird. Einfacher ist es, etwas Neues auszuprobieren und zu fantasieren, als den Weggelaufenen zurückzuholen.
10. Nicht selten wird weggelaufen aus dem einfachen Grund, dass der Pflegebedürftige einfach nicht ausgelastet ist, viel Energie hat, einfach die Bewegung braucht und in welche Richtung diese Energie gebraucht wird, darüber wird selten nachgedacht. Dazu kommt noch nicht selten die Überschätzung der eigenen Kräfte. Bieten Sie am Tag, am besten mehrmals, viel Bewegung und Beschäftigung an, so kann durch Ablenkung und Müdigkeit die Weglauftendenz reduziert oder ganz beendet werden.
11. Und wenn Sie trotz aller Mühe das Gefühl haben, dass das Weglaufen des Pflegebedürftigen nicht zu verhindern ist, dann:
a) Sie sollen immer ein aktuelles Foto und aktuelle Daten über die Person haben, falls die Polizei ihn/sie doch suchen soll.
b) Passen Sie auf, dass der alte Mensch immer witterungsentsprechend angezogen ist, besonders in kalten Jahreszeiten. Besonders trifft es psychisch und geistig Erkrankte, die auf sich nicht aufpassen können.
Ziehen Sie ihm am besten Sachen mit leuchtenden Farben, an die von weitem sichtbar sind.
c) Stecken Sie in die Tasche, am besten in jede Tasche, eine einlaminierte Kopie des Ausweises.
Ein einfaches Seniorentelefon mit großen Tasten, wo möglichst nur Ihre Nummer abgespeichert ist, und einer SOS-Taste kann sehr hilfreich sein. Auch wenn der Pflegebedürftige damit nicht umgehen kann, können die Passanten Sie damit anrufen, falls er/sie sich verläuft.
d) Nähen Sie auf die Kleidung, zum Beispiel auf den Kragen, Namen und Adresse. Da nicht bei jedem auf den Kragen geschaut wird, kann man die Etiketten überall anbringen. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit Etiketten zu bestellen, die auf sichtbaren Stellen angebracht (angenäht oder aufgebügelt) werden können und dabei sehr gut aussehen.
Ob es ein Armband ist oder ein großen Taschentuch mit Namen und Adresse in der Tasche angenäht. Alles, was Sie sich ausdenken können, was der Person nicht schadet, sondern sie zu identifizieren hilft, ist erlaubt.
Die Etiketten kann man hier, zum Beispiel, bestellen:
https://www.gutmarkiert.de
oder hier:
http://www.labels4kids.de.
e) Bitten Sie Ihre Nachbarn, Sie umgehend zu informieren, sobald sie sehen, dass der Pflegebedürftige wegläuft, oder wenn es möglich ist, ihn wieder zurück zu bringen.
f) Es darf keiner eingesperrt werden, das ist verboten, aber die Ausgangstür mit Warnsignal zu versehen oder vom Ausgang abzulenken ist nicht verboten.
- Die Ausgangstür kann man abdunkeln oder die Umgebung heller machen, damit die Aufmerksamkeit vom Ausgang abgelenkt wird.
- Die Ausgangstür wie einen Gegenstand, zum Beispiel, wie eine Wand bemalen oder tapezieren.
- Ein Windspiel, Bewegungsmelder oder eine Alarmtrittmatte vor der Tür anbringen, wenn der Pflegebedürftige aus dem Raum herausgeht. Auch die Fenster sollen dabei nicht vergessen werden, wo rausgegangen werden kann.
12. Noch eine Möglichkeit, um immer sicher zu sein, wo sich gerade der Pflegebedürftige befindet, bis zu metergenau, sind die GPS Ortungsgeräte. Die gibt es in verschiedensten Ausführungen, Formen und Farben. Das Wichtigste ist dabei, dass das Gerät nicht verlorengeht, beim Mitnehmen, oder nicht weggeschmissen wird.
Doch die Nutzung von Ortungsgeräten bei Pflegebedürftigen ist rechtlich umstritten, ob es dabei nicht um Freiheitsberaubung geht. Man braucht immer die Zustimmung des Pflegebedürftigen oder, um auf Nummer sicher zu gehen, sich beim Gericht erkundigen ob man eine richterliche Genehmigung dafür braucht.
Hier sind Beispieladressen, wo die GPS Ortungsgeräte erworben werden können, bzw. wo nachgefragt werden kann:
http://www.seniorentechnik-martin.de
oder
www.gps2all.de
13. Es gibt auch Wege, die das Weglaufen reduzieren können, die aber verboten sind, zum Beispiel:
- Verabreichung von Medikamenten, die zur Beruhigung/Sedierung führen. Die Medikamente dürfen nur vom Arzt/Facharzt angeordnet werden, da diese die Lebensqualität stark reduzieren, Gesundheitsschäden verursachen und zu Stürzen führen können.
- Fixierung, Einsperren und andere freiheitsentziehende Maßnahmen sind rechtlich verboten, oder wenn erlaubt, dann mit richterlichem Beschluss. Wer die Freiheit der anderen entzieht, macht sich strafbar!
14. Wenn es der Pflegebedürftige doch, trotz aller Bemühungen, geschafft hat wegzulaufen, und Sie haben es doch geschafft rechtzeitig hinterher zu laufen, heißt das noch lange nicht, dass Sie ihn wieder zum Zurückkommen überreden können. Versuchen Sie den Pflegebedürftigen ins Gespräch zu verwickeln, zum Beispiel mit einem Thema über Kinder, ehemalige Arbeit, Wetter etc., und gleichzeitig, unauffällig und ohne jegliche Gewalt, auf den Weg nach Hause zu führen, auch wenn es mit einem Umweg verbunden ist. Es ist nicht einfach, aber meistens funktioniert es. Wichtig ist hier keine Gewalt anzuwenden, keine Nervosität zu zeigen, sondern Interesse, Mitgefühl und Freundlichkeit.
15. Leider hilft manchmal gar nichts, keine Überredung oder andere Maßnahmen. Als Letztes kann eine eng vertraute Personen schnell geholt werden, welcher der Pflegebedürftige besonders traut und die ihn zum Zurückkehren überreden kann. Wenn dies nicht möglich ist oder nicht hilft, dann hilft es nur, die Polizei zu holen, die mehr Rechten hat, um andere Maßnahmen zu ergreifen.
16. Sie sollen nicht allein mit dem Problem des Weglaufens der Pflegebedürftigen bleiben. Reden Sie mit anderen Menschen darüber, fragen Sie nach Ratschlägen bei Bekannten, Pflegediensten, Krankenkassen etc., besuchen die Foren im Internet. Kommunikation mit anderen, Austausch und Sammeln von Erfahrungen kann die beste und die schnellste Hilfe für Sie sein.
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